Selbstverständnis

Grundsätzliches
Der Antisexistische Support Jena (ASJ) geht aus dem Prozessplenum hervor, welches in Reaktion auf mehrere Outcalls in Jena und im Umland gegründet wurde. Wenn ihr daran Interesse habt, findet ihr eine Chronik der Ereignisse auf dem Blog der Gruppe Das schlechte Gewissen. Ein zentrales Ziel des Prozessplenums war es, zu erarbeiten, wie ein nachhaltiger und betroffenen-solidarischer Umgang mit sexualisierter Gewalt und Sexismus in der linken Szene aussehen kann. Insofern verstehen wir uns als Teil der Antwort.
Das Angebot des ASJ richtet sich an alle Menschen, die von sexualisierter Gewalt betroffen sind oder waren, sowie an bereits bestehende oder sich bildende Unterstützungsgruppen. Damit meinen wir Gruppen, die betroffene Personen bei ihrem (Aufarbeitungs-)Prozess und bei der Bewältigung von Alltäglichem unterstützen. Wenn Du sexualisierte Gewalt erlebt hast oder Dir dessen nicht sicher bist, kannst Du Dich an uns wenden.

Unsere Haltung
Der ASJ versteht seine Arbeit als Verbindung von individueller Versorgung und politischer Praxis. Wir stehen parteilich und solidarisch an der Seite von Betroffenen. Damit verknüpft ist das Konzept von Definitionsmacht. Darunter verstehen wir, dass Betroffene die Deutungshoheit über Erlebtes haben, dies ihnen nicht abgesprochen werden kann und wir dies auch nicht durch Gegendarstellungen von Täter*innen oder anderen relativieren lassen. Forderungen, Wünsche und Bedürfnisse von betroffenen Personen nehmen wir ernst; sie machen den Kern unserer Unterstützungsarbeit aus. Gleichzeitig haben betroffene Personen nicht die alleinige Verantwortung für die Aufarbeitung wie die Formulierung und Umsetzung von Konsequenzen.

Konkrete Arbeit
Unterstützung kann sehr vielfältig aussehen und es gibt viele Wege, mit Gewalterfahrungen umzugehen. Ein Startpunkt kann sein, herauszufinden, welche Wege für Dich oder Euch funktionieren können.
Als Grundlage hierfür möchten wir Dir als betroffener Person einen möglichst sicheren Rahmen bieten, in dem Du, je nach Deinen Wünschen und Bedürfnissen, beispielsweise Folgendes kannst:

  • Dich stabilisieren und/ oder
  • (wieder) handlungsfähig werden und/ oder
  • über Üb_Erlebtes sprechen und/ oder
  • eigene Bedürfnisse im Umgang hiermit herausfinden bzw. thematisieren

Die Unterstützungs-Gespräche finden an einem in Rücksprache mit Dir als betroffener Person gewählten und für Dich möglichst sicheren Ort statt.
Wir möchten Dich inhaltlich richtig beraten. Dafür setzen wir uns kontinuierlich mit den Themen, die unsere Arbeit betreffen, auseinander.
Wir unterstützen Dich auch dabei, eine Unterstützungsstruktur zu finden oder aufzubauen. Ebenso begleiten wir bereits bestehende Unterstützungsstrukturen auf Anfrage.

Struktur
Wir sind eine endo cis gemischtgeschlechtliche Gruppe aus verschiedenen linken Zusammenhängen.
Unser Angebot ist keine professionelle Beratungs- und Supportorga, und kann (bei Bedarf) keine professionelle Psychotherapie ersetzen. Wir können aber, falls gewünscht, dabei unterstützen, professionelle Hilfe zu bekommen.
Handlungsabläufe in Unterstützungsprozessen machen wir gegenüber den entsprechenden Personen transparent. Falls Abläufe nicht wie gewünscht geschehen, gibt es neben direkter und erwünschter Kritik an uns auch die Möglichkeit, mit dem Antisexistischen Support Erfurt (ASE) eine externe Gruppe damit zu kontaktieren.
Wir sehen uns als leider notwendigen Bestandteil der linken Szene.
Damit es etwas wie den ASJ hoffentlich nicht mehr lange braucht, muss Täter*innenschutz in linken Strukturen und im Verhalten Einzelner angegangen werden und ein tatsächlicher antisexistischer Grundkonsens in antifaschistischen und linksradikalen Zusammenhängen realisiert werden.